Mein erster Fundhund!

 

Im März 2006 rief mich meine Mutter an und sagte zu mit: „Karin bei da Lore im Berufsförderungswerk is a schwarza Koda (Kater)! Der hot scho ganz blutige Füaß.“ Ich bin sofort mit einem großen Katzenkorb bewaffnet nach Kirchseeon gefahren. Dort angekommen, ging ich mit meinem Korb in den Empfangsbereich, wo unsere Bekannte arbeitet. Beim Öffnen der Türe saß rechts daneben ein schwarz-weißer großer Hund. Dieser war mit einem Geschenkband an den Türgriff gebunden. Alle schauen mich und meinen Katzenkorb an. Ich schaue auch etwas verdutzt und frage nach dem „schwarzen Koada“. Alle lachen, denn ich habe anscheinend statt „schwarzer Collie“ „schwarzer Koda“ verstanden. Naja, dann trage ich den Korb wieder ins Auto und hole eben eine Leine.

Wie ich später durch Befragungen herausfand, muß dieser Hund – es ist übrigens ein Border-Collie-Mix – schon midestens drei Tage in Kirchseeon unterwegs gewesen sein. Auch auf ein Zeitungsinserat, in dem wir mit Bild um Hinweise baten, hat sich niemand gemeldet, der den Hund kennt.

Da er sich mit meinen zwei Hündinnen verstand, habe ich beschlossen, dass er bis zur Vermittlung bei uns bleiben kann. Einen Tag später war Chicco, ich nannte ihn so, weil bei diesem Namen reagierte er, nachdem ich von Hasso über Bello alles probiert hatte, im Garten. Mein Mann war auch draußen. Diese schweißte jedoch etwas an der Dachrinne, worauf der Hund anscheinend Angst bekam und über den Zaun hinweg davonlief. Mein Mann hatte das gar nicht bemerkt. Nach 5 Minuten kam ich wieder nach draußen und fragte wo der Hund sei. Mir war sofort klar, dass er abgehauen ist.

Mittlerweile fing es nun immer mehr zu schneien an, so dass man die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte. Ich bin sofort nach draußen ins Auto. Anhand der Pfotenspuren konnte ich noch feststellen, in welche Richtung der Hund abgehauen ist. Aufgrund der überdimensionalen Schneemengen konnte er zumindest nicht querfeldein gelaufen sein. Er musste auf der Straße bleiben. Ich fuhr dann die Straße entlang bis zu einem Fußweg, der in eine Wohnsiedlung führt. Dort angekommen suchte ich alle Wege und Straßen ab – auch sehr weitläufig. Zum Schluß fuhr ich auch noch auf der B 304 Richtung Kirchseeon. Vielleicht ist er ja wieder dort zurückgelaufen. Da der Radweg über und über mit Schnee zugeschoben war, hörte ich noch den Verkehrsfunk, da er nur über die Straße nach Kirchseeon gelangen kann.

Das Schneegestöber wurde nun immer schlimmer. Ich fuhr halb Ebersberg ab auf der Suche nach Chicco. Ich fragte auch alle Leute, die ich sah. Ein Mann sagte mir dann, dass er einen großen schwarz-weißen Hund gesehen hatte, der Richtung Schule gelaufen sei. Auf dem Weg dorthin, kam mir Chicco plötzlich entgegen. Ich sprang aus dem Auto und er lief ganz verschreckt an mir vorbei. Ich rief ihn und nach ca. 30 Metern blieb er stehen und schaute mich an. Ganz vorsichtig ging ich zu ihm und redete beruhigend auf ihn ein. Er ließ sich Gott sei Dank am Halsband nehmen und ins Auto bringen. Dies alles nach ca. 2 Stunden Irrfahrt durch Ebersberg.

In den nächsten Tagen wurde Chicco immer ruhiger. Durch sein Verhalten merkte ich, dass er vom Vorbesitzer offenbar mit Strenge und Schlägen erzogen worden ist. Vor Angst, wenn man nur etwas lauter gerufen hat, kroch er unter die Gartenbank und kam nicht mehr heraus.

Nach drei Tage wurden wir immer unsicherer, ob wir diesen Hund überhaupt wieder hergeben wollen. Ein Blick aus seinen treuen braunen Augen und seine ruhige liebenswerte Art bringen jedes Herz zum schmelzen. Auch mein Mann, der eigentlich der Meinung ist, dass zwei Hunde reichen, war nun fest entschlossen: „Ins Tierheim bringen wir den Chicco nicht.“ Auch meine Schwiegermutter war der Meinung: „Na ja, wenn was ist, ich bin ja auch noch da. Zum Beispiel, wenn ihr wegfahren wollt oder so“.

Das Ende vom Lied: jetzt haben wir drei Hunde und Chicco haben wir nun schon eineinhalb Jahre und wir würden ihn für nichts in der Welt wieder hergeben.

Chicco ist auch seitdem nie mehr weggelaufen. Er hört auch aufs Wort. Bei ihm merkt man richtig, wie dankbar er ist, dass er nun auch von ganzem Herzen geliebt wird. Vor allen Dingen ist er auch glücklich, weil er nicht mehr geschlagen wird. Er ist daher auch sehr aufgeschlossen und braucht sich nicht mehr unter der Bank oder dem Auto verstecken.

P.S. Anscheinend war das ein gutes Zeichen, dass er damals mit einem Geschenkband angebunden war.

Chicco der Katzen-Hypnotiseur:

Nach dem ersten Fundhund bekam ich auch des öfteren immer wieder Pflegekatzen, die ich aufpäppeln muß bis zur Vermittlung. Daß sie alle Hundeverträglich sind ist alleine Chiccos Verdienst.

Immer wenn neue Kätzchen kommen, begutachtet er sie sofort. In meinem Katzenzimmer habe ich eine Gitternetztür, damit diese nicht so isoliert sind und zur Außenwelt Kontakt haben. Chicco liegt nun den ganzen Tag vor dieser Tür und beobachtet die Kätzchen. Diese sitzen auf der Innenseite und schauen auch immer sehr neugierig zu ihm heraus. Ab und zu beschnuppern sie sich auch. Mein Mann sagt immer, er würde sie hypnotisieren.

Auch bei der täglichen Fütterung und dem Säubern des Zimmers ist Chicco immer zugegen. Dabei streifen ihm die Katzen schnurren zwischen den Füßen durch oder sie spielen mit dem buschigen Schwanz. Auch kuscheln sie sich zu ihm an den Bauch. Wenn er ein Weibchen wäre, ich glaube er würde auch noch Milch geben für die Katzenkinder. Ansonsten stupst er sie immer mit der Nase an. Auch wenn ein Kätzchen aus dem Zimmer entwischt – ich brauche nur zu schauen, wo Chicco ist, da ist auch die Katze. Chicco kümmert sich immer um die kleinsten Katzenkinder. Auch wenn sie miteinander scherzen und dabei sehr wild sind, sitzt er vor der Tür und winselt, damit sie wieder aufhören. Wenn er kann geht er auch dazwischen, damit sie sich nicht verletzen.

Ganz schlimm ist es, wenn Leute kommen und die Katzen anschauen wollen. Dann sitzt er winselnd vor der Türe und ist ganz von der Rolle. Dies geht sogar so weit, dass er auch Leute, die er kennt, wegen seiner Katzen nicht ins Haus ließ. Auch wenn die Katzen abgeholt werden, geht er mit bis zum Auto und wirft ihnen noch einen letzten sehnsuchtsvollen Blick hinterher.

Einen besseren Katzensitter können wir uns nicht vorstellen.